Streitkultur

Warum Fische- und Jungfrau-Geborene nur bedingt zusammenpassen...

In meinem Leben gabt es drei Dinge, die mir regelmäßig ein schlechtes Gewissen bereitet haben:

  1. Mein Studium
  2. Mein Gewicht
  3. Meine Bestellsucht im Internet

Man könnte alle drei Punkte auch unter dem Begriff „Inkonsequenz“ subsummieren. Und in allen Bereichen läuft es immer gleich ab: Vorsatz – Versuchung – Scheitern.

Dass ich meinen häuslichen Pflichten, sprich: dem Putzen, nicht so richtig nachkomme, habe ich mittlerweilen umgewandelt in eine liebenswerte Besonderheit, die mein Liebster mir durch jahrelang antrainierte Gelassenheit durchgehen lässt. Man(n) nimmt die Dinge mittlerweile selbst in die Hand. Es scheint einem zu Beginn wie ein Geschenk des Himmels, wenn der Partner plötzlich den Staubwedel schwingt, oder nach dem Kochen die Küche auf Vordermann bringt. Aber allmählich begreift man, dass alles seinen Preis hat. Nun ist mein Schatz im Sternzeichen der Jungfrau geboren. Was man nun davon halten mag oder nicht, die sprichwörtliche jungfrauliche Gründlichkeit ist ein wesentliches Merkmal dieses Menschen. Das heißt, er reinigt die Spüle nicht nur einfach mit Schwamm und Scheuermilch, nein, er trocknet sie danach auch noch akribisch ab – wegen der Kalkrückstände, logo. Danach glänzt sie wie ein neues Cent-Stück. Man ist förmlich geblendet von der strahlenden Sauberkeit der Küchenzeile.

Nun kann es aber vorkommen, dass ich irgendwann im Laufe des Tages so etwas wie Durst verspüre und gerne ein Glas Wasser trinken möchte. Aber ich traue mich nicht, den Wasserhahn aufzudrehen, weil es dann vorbei wäre mit der ganzen Pracht. Nicht, dass mich das störe würde, nein, nein! Aber sobald er den Wasserhahn hört, rums, steht er auch schon in der Tür und schaut mich vorwurfsvoll an. Ich sehe ihn fragend an, nach dem Motto „Wos is???“ und dann geht’s los.

„Jetzt machst schon wieder an Mist. Grad war’s nu sauber und dann kommst du und machst ois wieder dreckig. Es ist echt a Wahnsinn, kann des ned amoi fünf Minuten hoitn. Na echt….“ Bla bla bla.

Darauf ich: „Und bitte wo is mei Glasl von da Frua? Wieso is des scho wieda im Gschirrspüler? I hob da scho 100 Moi gsagt, du soist mei Glasl vom Frühstück ned varama. I trink do in gaunzn Tag draus. Da brauch i ned jeds Moi a neichs Glasl. Ha?“

Und so geht es dann ewig weiter. Wir haben uns eine ganz besondere Streitkultur zugelegt. Auf Vorwurf folgt – sehr erwachsen und zielführend – ein Gegenvorwurf. Der muss mit der eigentlichen Sache gar nichts zu tun haben. Es läuft immer nach dem Schema „Du auch“. Ich nenne das ganz gern das „Du-a, du-a Streiten“. Das betreiben wir so lange, bis uns nichts mehr einfällt, dann kommt eventuell noch eine Argument-Wiederholung, bis mir der Kragen endgültig platzt und ich, ganz Lady-like, zu Kraftausdrücken wechsle. Das ist dann der berühmte „Proletenpunkt“, wo ich meine gesamte Erziehung mit einem Schlag vergesse und mit Flüchen nur so um mich schieße. Danach ist alles gesagt. Wir trennen uns für ungefähr fünf Minuten und in dieser Zeit überlege ich alle Optionen eines Auszugs aus der gemeinsamen Wohnung. Ich verfluche den Tag seiner Geburt und überhaupt die Tatsache, dass ich mich auf so einen Kerl einlassen konnte. Danach stehe ich auf, gehe hinüber in sein Zimmer, in das er sich beleidigt zurückgezogen hat und dann stehe ich vor ihm und schaue ihn vorwurfsvoll an. Dann grinst er mich verlegen an, steht auf, nimmt mich in den Arm und murmelt etwas wie „Du bist so ein Schlimsti“. Und Kuss und Schluss. Das war’s. Mein Ärger ist verraucht und wir haben uns wieder lieb, mindestens bis zur nächsten Mahlzeit.

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